Müdigkeit fördert Kreativität
Wenn wir uns hellwach fühlen, arbeitet unser Gehirn vor allem analytisch. Im müden Zustand hingegen gelingen insbesondere Kreativaufgaben und einfallsreiche Geistesblitze schießen uns in den Sinn. Warum Müdigkeit nicht automatisch auch bedeutet, dass wir zu nichts mehr zu gebrauchen sind.
Die Grundlagen dieser Erkenntnis
Rose T. Zacks und Mareike B. Wierh forschen am Albion College in Michigan.
Für eines ihrer Projekte wurden insgesamt 428 Studenten untersucht, darunter sowohl männliche als auch weibliche Probanden. Zunächst wurde mithilfe eines Fragebogens ermittelt, wie die Teilnehmer ihre Leistungskurve im Tagesverlauf selbst empfinden. 195 Personen gaben an, der klassische „Eulen“-Typus zu sein: Sie stehen gerne spät auf und bleiben dafür in der Nacht umso länger wach. Nur 28 Studenten waren „Lerchen“, die am liebsten schon früh morgens in den Tag starten und ab 20 Uhr langsam wieder in Richtung Bett wandern. Der Rest konnte nicht exakt zugeordnet werden.
Später wurden den Studenten je drei kreativ-assoziative und analytische Aufgaben vorlegt, und zwar einmal morgens gegen 9 Uhr und einmal am späten Nachmittag zwischen 16 und 17:30 Uhr.
Das Ergebnis der Studie
Bei den analytischen Aufgaben konnten kaum Unterschiede festgestellt werden, jedoch bei den kreativen. Hier schnitt jeweils die Gruppe am besten ab, die jeweils ihre müde Phase hatte. D.h. die Eulen waren morgens besonders kreativ, die Frühaufsteher abends, als sie bereits wieder müde waren.
Wieth und Zacks erklärten diese Beobachtung folgendermaßen: Im wachen Zustand sind wir besonders konzentriert. Das Gehirn bedient sich nur der Fähigkeiten und Kenntnisse, die zur Erfüllung einer Aufgabe wirklich benötigt werden. Im müden Zustand hingegen schweifen die Gedanken oft umher, ohne auf Anhieb ins Schwarze zu treffen. Das schränkt zwar die Fähigkeit, analytische Aufgaben zu lösen ein – dafür kommt allerdings viel Kreatives, Unerwartetes und mitunter Geniales zustande.