Mit Sport gegen die Depression und Ängste
Dass Bewegung für Körper und Seele wichtig ist, hat fast jeder schon einmal gehört. Doch erst nähere Untersuchungen zeigen, wie wichtig körperliche Auslastung wirklich ist. Denn nicht nur gegen kurzfristig miese Laune, Rückenschmerzen und Co. hilft sie, sondern auch gegen lang anhaltende Depressionen und Angststörungen. Was zahlreiche Studien bereits zum Ergebnis hatten, hat inzwischen auch eine Mega-Analyse der Medical School Hamburg (MSH) bestätigt.
Die Grundlage der Megaanalyse
Die Medical School Hamburg, genau genommen Dr. Henning Budde und seine Mitarbeiter, nahm sich insgesamt 39 Meta-Analysen an. Diese wiederum umfassten die Erkenntnisse aus rund 1.600 einzelnen Studien, 23 Jahren Beobachtung und insgesamt über 140.000 Teilnehmern. Als Effektgröße wurde der Cohens-d-Wert eingesetzt. Ein Wert von 0,2 entspricht einem kleinen Effekt, ein Wert von 0,5 einem mittleren und ein Wert von 0,8 einem großen Effekt. Für Angstpatienten wurde ein Wert von 0,34 ermittelt, bei Depressiven ein Wert von 0,56. Somit ist der Nutzen von Sport vor allem bei Depressionen nicht zu verachten. Bei Angststörungen fällt der Nutzen geringer aus, ist aber dennoch vorhanden.
Erklärungsmodelle
Demnach solle Sport ähnlich wirken, wie ein Antidepressivum: Der Serotonin-Spiegel steigt. Das umgangssprachlich auch als „Gute-Laune-Hormon“ bezeichnete Serotonin hat dann einen merklichen Anstieg der Stimmung zur Folge. Man fühlt sich gelassener, zufriedener und insgesamt ruhiger. Auch im limbischen System werde das Wachstum neuer Nervenzellen durch Sport angeregt. Was bleibt ist jedoch das Problem, dass viele von schweren Depressionen Geplagte oder Menschen mit Angststörungen sich schwer überwinden können, Sport zu treiben oder sich an der frischen Luft ausgiebig zu bewegen. In diesen Fällen können eine Behandlung mit Antidepressiva und/oder psychotherapeutische Gespräche nicht einfach umgangen werden, da sie erst zur Sportfähigkeit hinführen müssen. Im Laufe der Behandlung sollte dann aber unbedingt auf ausreichend Bewegung geachtet werden. Dennoch ist Sport keine Garantie gegen psychische Leiden: Auch Sportler können daran erkranken.