Nadine R.
Nadine R. studiert inzwischen bereits im dritten Semester Wirtschaftspsychologie. Über Ihre Studienentscheidung, den Studienverlauf und Zukunftspläne spricht sie im Interview mit psychologie-fernstudium.eu.
Was hat bei dir den entscheidenden Anstoß dazu gegeben, Wirtschaftspsychologie zu studieren?
Meine bisherigen beruflichen Erfahrungen haben mir gezeigt, dass viele Unternehmen nach wie vor Ihren wirtschaftlichen Erfolg auf Kosten der Mitarbeiter erzielen und dass die Zahl der Menschen, die mit Ihrer Arbeit unzufrieden und z.T. sogar regelrecht unglücklich sind, steigt. Sowohl in meinem privaten als auch in meinem beruflichen Umfeld habe ich diesbezüglich zahlreiche Gespräche mit ganz unterschiedlichen Personen geführt. Mir wurden ebenso viele unterschiedliche Gründe wie unterschiedliche Konsequenzen für das einzelne Individuum geschildert, und z.T. konnte ich aufgrund von Verhaltensweisen und Reaktionen diese selbst beobachten.
Dabei stellte sich mir immer wieder die Frage, ob es nicht auch möglich sei, mit einfachen Methoden die Kluft zwischen den für die Mitarbeiter wichtigen Themen (wie z.B. Arbeitsunzufriedenheit, psychische und physische Belastungen, etc. ) und den für die Unternehmen wichtigen Themen (wie z.B. wirtschaftlicher Erfolg, Rentabilität, kostenverursachende Faktoren, etc. zu überwinden, um für alle effiziente und zufriedenstellende Lösungsmöglichkeiten zu finden.
Der entscheidende Anstoß, die Kombinationsmöglichkeiten von Wirtschaftswissenschaften und Psychologie auch tatsächlich zu studieren, kam durch ein Gespräch mit einem Freund, der dieses Fach bereits studiert. Wir haben uns lange und ausführlich über die Studieninhalte unterhalten und am Ende war und bin ich nach wie vor davon überzeugt, genau die richtige Entscheidung – nämlich eine Entscheidung analog meiner Interessen und Fähigkeiten – getroffen zu haben.
Läuft bisher alles so, wie du es dir vorgestellt hast, oder gab es Überraschungen? Rückschläge oder Highlights? Zum Beispiel kompliziertere Inhalte als erwartet?
Eine negative Überraschung während des Studiums gab es leider bisher bei der Änderung der Prüfungsverordnung – im Wintersemester wurde der zweite Prüfungstermin gestrichen, so dass nun alle Klausuren regulär geschrieben werden müssen. Dies ist für mich allerdings nur ein organisatorisches / zeitliches Problem.
Ein Highlight während des Studiums war eine Vorlesung mit einem bekannten Neurologen der als Gastdozent einen Tag für unsere Fragen zum Thema Gehirn und Hirnerkrankungen zur Verfügung stand.
Positiv überrascht war ich von den vielen Tutorien, die in den einzelnen Fächern angeboten werden. Diese sind besonders hinsichtlich der Prüfungsvorbereitungen empfehlenswert um noch bestehende Unklarheiten oder Wissenslücken zu schließen.
Apropos Inhalte: Sind für dein Studium Vorkenntnisse wichtig oder sollte man im Abi in einzelnen Fächern besonders gut gewesen sein, um das Studium zu schaffen?
Vorkenntnisse sind für ein Studium der Wirtschaftspsychologie zwar nicht notwendig, können aber hilfreich sein. Viele meiner Kommilitonen haben gerade in den Wirtschaftsfächern einige Schwierigkeiten, z.B. im Rechnungswesen, BWL.
Vorteilhaft für das Fach „ Allgemeine Psychologie“ sind Grundkenntnisse in Biologie und Latein, aber auch ohne diese Kenntnisse kann man die Vorlesungen gut nachvollziehen und den Stoff lernen.
Gerade im ersten Semester erinnern die Inhalte der Fächer oftmals an Vokabeltraining – Fachbegriffe und Definitionen müssen erlernt bzw. auswendig gelernt werden – eine reine Fleißarbeit, für die man eine gehörige Portion Eigenmotivation mitbringen sollte.
Wie sieht es mit der Arbeitslast aus – leidet die Freizeit darunter oder vereinnahmt das Studium dich nicht allzu sehr?
Das Studium ist quantitativ und qualitativ sehr anspruchsvoll und sollte vor allem hinsichtlich der Zeitplanung nicht unterschätzt werden.
Da jeder Mensch hinsichtlich seines Lerntempos und auch seines Anspruches an die eigenen Leistungen unterschiedlich ist, hängt die Freizeitgestaltung stark von diesen beiden Faktoren ab.
Psychologiestudenten – egal welcher Richtung – wird nachgesagt, alles und jeden zu analysieren. Bemerkst du das auch an dir, seit du etwas Psychologisches studierst?
Aufgrund des erworbenen Fachwissens fallen natürlich viele Dinge im Umgang mit Menschen während eines psychologischen Studiums noch intensiver auf.
Verhaltensweisen und Reaktionen unserer Mitmenschen und auch bei uns selbst können durch dieses Wissen gut erklärt und nachvollzogen werden.
Ich persönlich habe festgestellt, dass ich deutlich toleranter und verständnisvoller gegenüber meinen Mitmenschen geworden bin aufgrund der Sensibilisierung durch gewisse Lerninhalte. Man sollte das allerdings nicht überbewerten und denken, dass jeder Psychologiestudent einem direkt in die Seele blicken kann.
Hast du dir schon überlegt, was und wo du nach dem Studium arbeiten möchtest? Oder hast du schon parallel als Werkstudent eine Stelle gefunden, in der du Praxiserfahrung sammelst?
Zu Beginn meines Studiums hatte ich eine grobe Vorstellung von dem Bereich, in dem ich später gerne einmal arbeiten möchte. Geplant war den Schwerpunkt auf Kommunikation und Management zu setzen und damit im Bereich Personalmanagement zu agieren.
Mittlerweile habe ich aber erkannt, dass auch andere Bereiche für mich interessant sind. Ich kann mir durchaus vorstellen, später meinen Schwerpunkt in den statistischen Bereich oder die Organisationsentwicklung zu verlegen.
Das Fachwissen meines Studiengangs ermöglicht mir zumindest eine sehr breite Auswahl an späteren Berufsfeldern.